Kastel: Cirque Bouffon feiert Jubiläum an der Reduit

Nouveau Cirque in Reinform: Cirque Bouffon erschafft mit Caroussel eine intime Traumwelt, in der Musik, Artistik und Clownerie magisch verschmelzen.

Schon vor dem roten Vorhang liegt eine besondere Spannung in der Luft. Auf dem kleinen Platz neben der Reduit driften Stimmen durch die Zelte, Kinder lachen, Erwachsene suchen ihre Plätze. Es riecht nach Popcorn, die Töne einer Geige mischen sich mit Gesprächsfetzen. Premierenabend bei Cirque Bouffon.

Cirque Buffon, kurz gefasst

Jubiläumsshow – Reise durch zeit und Raum Wann: bis 05. Oktober 2025
Vorstellungen: Mittwoch bis Freitag 19:30 Uhr, Samstag 14:30 und 19:30 Uhr, Sonntag 14:30 und 17:30 Uhr, Montag und Dienstag keine Vorstellungen. | Am Feiertag (Freitag, 3. Oktober) geben wir 2 Vorstellung – um 14:30 und 17:30 Uhr.
Wo:  Zirkuszelt, An der Reduit, Kasteler Museumsufer, 55252 Wiesbaden/Mainz-Kastel
Kosten: 44,32 Euro

„Ein Hauch von Cirque du Soleil – nur in gut“

Joachim Bruchhäuser, Zirkusfreund und Retter der kleinen Compagnie, strahlt: „Ein Hauch von Cirque du Soleil – nur in gut“, schwärmt er immer wieder. Und tatsächlich: Schon der erste Moment im Zelt macht klar, dass es hier nicht um Sensation geht, sondern um Nähe. 400 Zuschauer sitzen Schulter an Schulter um die vier Meter breite Rundbühne, so nah, dass jeder Atemzug der Künstler spürbar wird.

Willkommen in der Welt des Nouveau Cirque

Mit Caroussel feiert der Cirque Bouffon sein 20-jähriges Bestehen – als Teil des Nouveau Cirque, jener französischen Bewegung, die Artistik mit Theater, Tanz und Musik verbindet. Hier wird kein Spektakel abgefeuert, keine Nummernreihe heruntergespult. Stattdessen entsteht eine poetische Erzählung, die das Publikum Schritt für Schritt tiefer in eine Traumwelt zieht und dabei merklich entschleunigt.

Eine Stimme öffnet das Zelt

Dann ertönt sie: die Stimme von Anja Krips, Mitgründerin und Sängerin. Unsichtbar, nur durch den Vorhang getrennt, begrüßt sie die Gäste: „Begleiten Sie uns auf eine fantastische Reise …“ – und sofort kippt die Stimmung. Das Zelt wird still, die Manege atmet. Kein Scheinwerferblitz, keine laute Fanfare. Nur ein Schattenspiel und eine Stimme, die eine andere Welt öffnet.

Clownin Noémie spinnt den roten Faden

Während das Karussell auf der Drehbühne erwacht, rücktauf vier Metern eine Gestalt in den Folus: Noémie Pichereau, die Clownin. Sie schneidet Grimassen, gibt Laute von sich, stolpert, lacht – und plötzlich lachen alle mit. Von da an begleitet sie den Abend. Sie bricht Spannung, schafft Leichtigkeit, zieht das Publikum in ihre improvisierte Welt. Zwischen atemberaubender Artistik und stillen Momenten bleibt sie der rote Faden, der alles zusammenhält.

Artistik zum Greifen nah

Die Nähe macht die Kunst noch größer. Johanna Gorelik steigt am Vertikaltuch empor, während Marc Ortmann auf dem Seil balanciert und das Publikum den Atem anhält. Henrike Lechle fliegt an der Flying Pole durch den Raum, Gabriel Dro tanzt mit dem Cyr Wheel Kreise in die Luft. Jeder Muskel, jede Bewegung, jedes Zögern ist sichtbar. Staunen entsteht nicht aus Distanz, sondern aus Nähe.

Musik aus einer anderen Sphäre

Die eigens komponierte Musik von Sergey trägt jede einzelne Szene. Mal treibend, mal melancholisch, mal jubelnd. Gesungen in einer Fantasiesprache, die keiner versteht und doch alle fühlen. Sie fließt durch das Zelt, verbindet die Akteure und verleiht dem Abend seine mystische Tiefe.

Bis zum 20. Oktober spielt der Cirque Bouffon Caroussel in Mainz-Kastel – ein poetisches Geschenk, das länger nachhallt, als die Vorstellung dauert.

Zur Bildergalerie vom Premierenabend.

Foto – Henriette Lechler an der fliegenden Stange. ©2025 Volker Watschounek

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