Wiesbaden testet multiprofessionelle Kitas. Fachkräfte sollen entlastet und Kinderförderung gestärkt werden.
Wiesbaden wagt Neues: Mit dem Modellprojekt Modellregion Wiesbaden: Viele Perspektiven. Ein Team. Eine Kita untersuchen das Land Hessen und die Landeshauptstadt, wie Kindertagesstätten multiprofessioneller aufgestellt werden können. Das Ziel ist klar: Kinder sollen gezielter gefördert werden und pädagogische Fachkräfte spürbar entlastet. Bereits vergangene Woche, am 12. September, stellten Hessisches Sozialministerium und das Dezernat für Soziales, Bildung und Wohnen das Projekt vor.
Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung
Kitas stehen unter Druck. Ein wachsender Fachkräftemangel trifft auf steigende Anforderungen: Sprachförderung, Inklusion, Begleitung von Familien in komplexen Lebenslagen. Pädagogische Fachkräfte jonglieren täglich mit vielfältigen Aufgaben, die über die reine Betreuung hinausgehen. Genau hier setzen Multiprofessionelle Teams an. Sie sollen entlasten werden, ergänzen und neue Impulse bringen – vom gezielten Sprachtraining über therapeutische Unterstützung bis hin zu pädagogischen Spezialaufgaben.
Multiprofessionell heißt durchdacht
Neue Teams entstehen jedoch nicht von selbst. Das Projekt prüft, welche Bedingungen gelingen müssen, damit Multiprofessionelle Teams erfolgreich sind: klare Rollen, definierte Aufgaben und ein Unterstützungssystem. Die zentrale Frage, wie Fachkräfte mit unterschiedlichen Qualifikationen angemessen vergütet werden können, um sie für Kitas zu gewinnen, steht im Raum? Prozessbegleitende Fortbildungen und klare Strukturen sollen Antworten liefern.
Stimmen aus Politik und Praxis
„Kitas sind heute Bildungsorte und Lebensräume zugleich“, sagt Hessische Sozialministerin Heike Hofmann. „Mit multiprofessionellen Teams stärken wir Kinder und entlasten Fachkräfte. Bei Erfolg kann das Modell auf ganz Hessen übertragen werden.“
Dr. Patricia Becher, Sozialdezernentin der Stadt Wiesbaden, ergänzt: „Unsere Erzieher leisten Unglaubliches. Mit gezielten Zusatzqualifikationen öffnen wir Kitas für weitere Professionen, ohne die Strukturen zu verwässern.“

Praxisnah und wissenschaftlich begleitet
Die Projektsteuerung übernimmt das Amt für Soziale Arbeit, begleitet von einem Fachbeirat aus Ministerium, Stadt, Gewerkschaft ver.di und Trägervertretungen. Zehn Kitas verschiedener Träger beteiligen sich, um unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen. Zunächst analysiert das Projekt den Ist-Zustand, anschließend erprobt es neue Kriterien in der Praxis – mit Feedback von Fachkräften, Trägern und Eltern.
„Wir werten Erfahrungen systematisch aus und entwickeln praxisnahe Empfehlungen“, erklärt Projektleiter Thomas Scheffler. „Welche Professionen sind hilfreich, welche Qualifikationen notwendig und wie lassen sich Aufgaben tariflich regeln? Das sind unsere Kernfragen.“
Blick nach vorne
Das Modellprojekt öffnet Wege für eine zukunftsfähige Kita-Landschaft. Kinder profitieren von individueller Förderung, Fachkräfte von gezielter Entlastung – und die Teams lernen, wie vielfältige Kompetenzen optimal zusammenwirken können. Wiesbaden zeigt damit, dass multiprofessionelle Kitas nicht nur ein Konzept, sondern ein echter Gewinn für Bildung und Betreuung sind.

Bild – Besuch der Kita ©2025 LH Wiesbaden
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